Für ein paar Tage die Seele baumeln lassen, entschleunigen, wie man so schön sagt. Der Comer See als Reiseziel stand dabei schon länger auf dem Plan, nachdem ich bereits Lago Maggiore und Gardasee bereist habe.
Ich muss es gleich zu Beginn vorweg nehmen: wer sich nicht von den hauptsächlich amerikanischen Touristenströmen abschrecken lässt, der findet hier ein idyllisches Fleckchen Erde vor: ein wunderschöner See umringt von steilen, hohen Bergen, die zu ausgiebigen Wandertouren einladen, an seinen Ufern malerische Dörfer wie aus dem Bilderbuch, die aus diesem Grund magnetischer Anziehungspunkt schlechthin sind: Varenna und Bellagio.
Die Menschen hier leben zum größten Teil vom Tourismus, was sich entsprechend auch auf die Speisenkarte der Restaurants auswirkt. Klar kommt man hier bei Verständigungsproblemen auf jeden Fall zur Not auch mit Englisch weiter. Man sollte sich nichts vormachen: es werden zwar überall regionale Spezialitäten angeboten, aber nicht immer geht es dabei um pure Authentizität und Originalität, sondern letztendlich um Profit, dabei lassen sich oft die Portion, Qualität und die gehobenen Preise bemängeln.
Mir war es bei meinem Kurztrip natürlich wichtig, auch ein wenig die regionale Küche kennenzulernen. Bei den angebotenen Gerichten dreht sich in erster Stelle natürlich alles um Fisch aus dem See, zubereitet meist in einfacher Tradition. Im Angebot sind dabei u.a. Renken, Forelle, Barsch als auch Hecht.
Eine besondere Spezialität sind auch Missoltini: Finten, eine Heringsart, die im Frühsommer gefischt wird, in der Sonne getrocknet, gesalzen und zusammen mit Lorbeer in Holzfässern gelagert werden. Nach einigen Monaten werden die Missoltini auf dem Grill gegart und mit Polenta gereicht.
Einfache Gerichte sind auch gegrillte Renken, die nur mit gegrilltem Gemüse serviert werden, oder der Fisch wird unter anderem in Saucen verarbeitet und zu sehr schmackhaften Gnocchigerichten gereicht.
Auch der von mir sehr geschätzte Bresaola stammt aus der Region. Ein luftgetrockneter Rinderschinken aus dem Valtellina, eher bekannt als Veltlin, nordöstlich des Comer Sees, in dem auch wunderbare Weine angebaut werden. Bresaola habe ich hier als schlichtes Antipasto mit gebratenen Steinpilzen, Rauke und würzigem Parmigiano serviert bekommen, nur mit Olivenöl und etwas Zitronensaft beträufelt.
Bei den regionalen Spezialitäten müssen auch die Pizzoccheri genannt werden, schliesslich werden dafür sogar Feste in den Dörfern wie z.B. in Teglio im Valtellina veranstaltet. Pizzoccheri sind Bandnudeln, die aus Buchweizenmehl hergestellt werden. Gegessen hatte ich sie in einem überbackenem Gericht mit Mangold, Kartoffeln und reichlich Käse. Ein einfaches, vegetarisches Gericht, dass es mit seinen Brenn- und Energiewerten allerdings in sich hatte.
Gern hätte ich noch das ein oder andere Kastanienfest besucht, welche ebenfalls jetzt um diese Jahreszeit in den Dörfern stattfinden, und auch einen Ausflug zu den Crotti ins Valchiavenna hätte ich gerne noch unternommen: Felsgrotten, in denen aufgrund ihres idealen Klimas Wein, Wurst und Käse reifen. Aber leider war meine kleine Reise einfach viel zu kurz.